26. November 2012

Kolka uncool ....

Wenn die Touristen weg sind ....
Auto- wie Radfahrer stöhnten bisher über die Qualität der Überlandstraßen in Lettland: lehmig, staubig, mit dicke Schottersteinen belegt. Ausgerechnet in einem der bisher abgelegensten Winkel des Landes ist es nun damit vorbei: eine der für lettische Verhältnisse luxuriös ausgebaute Asphaltstraße ("eben wie eine Tischplatte" - sie können endlich unbesorgt während der Fahrt Kaffee trinken) führt von der lettischen Hafenstadt Ventspils schnurgerade zum "Kap Kolka" und zu den wenigen Häusern ehemaliger (livischer) Fischerdörfer.

Und da es auch auf dieser neuen Strecke - wie in Lettland leider üblich - weder einen Randstreifen noch begleitende Fahrradwege gibt, wurden Radler und Wanderer auf Waldwege verbannt. Wer das nicht als super Einladung versteht, mit dem Auto einen Tagesausflug zum "Kap Kolka" zu machen ....? Logisch, dass einige bereits von einem stark steigenden Zustrom von Autotouristen träumen.

Schade nur: zwischen den touristischen Freizeit-verlockungen und ihrer Verwirklichung liegt nun nur noch ein Hindernis: die Küstendünen und der Schutzstatus des Küstenstreifens hier als Nationalpark. Bisher führen zu den wenigen verbliebenen Fischerhäusern und lettischen Sommerhütten nur kleine Privatwege. Von existierenden Parkplätzen aus müssten die Gäste bisher noch 200-300m zum Strand laufen - da hatten offenbar einige bereits den Gedanken, mit Parkplätzen direkt am Meer Fakten zu schaffen, die alle als "ganz normal" empfinden werden, wenn es sie erst mal gibt. Als nächstes vielleicht eine Imbissbude - und der Rummel könnte losgehen!

"Wir sind umgezogen" - ein Hinweis an der Eingangstür
der Nationalparkverwaltung Slitere. Am neuen Ort jedoch
nicht einmal das: Keine Info zu Öffnungszeiten und Zustän-
digkeiten. Nationalparkverwaltung schon im Winterschlaf?
... wird am "Kap Kolka" einfach mal "umgestaltet"
Die Einwohner von Sikrags sind beunruhigt: einerseits über die Radikalität der beauftragten Baufirma, die in der vergangenen Woche nur wenige Stunden brauchte um wenige Meter vom Strand entfernt die Dünen ganz einfach zu einem großen Haufen zusammenzuschieben. Die beauftragten Arbeiter zeigten sich weder gesprächs- noch kompromissbereit, und keinerlei Informationsschild klärt auf über Auftraggeber oder Zweck des Vorhabens.
Der Ärger richtet sich aber auch an die zuständigen Behörden, von denen nicht einmal bekannt ist auf welchem Wege sie zu erreichen wären: dort, wo die Nationalparkverwaltung einmal zu erreichen war (am Ortsausgang von Dundaga), informiert ein schlichtes Schild über einen Umzug, und die "Liquidierung" aller bisher gültigen Telefon- und Faxnummern der Behörde. Am dort benannten neuen Ort, in der Nähe des Leuchtturms Slitere, nicht einmal das: geschlossene Türen, Nationalparkverwaltung im Winterschlaf. Sind es diese Umstände, die private Geschäftemacher ermutigen, sich die bisher streng geschützte Küstenzone einfach mal nach eigenem Gutdünken umzugestalten?

Der Nationalpark Slitere und das Kap Kolka - dort wo die Wasser der Ostsee und der Rigaer Bucht zusammenfließen. Mit dem Slogan des "Grünen Bandes" wurden EU-Projektgelder eingeworben, unter dem Signet des "nachhaltigen Tourismus". Aber im Herbst, wenn die Touristen weg sind, spart sich offenbar das lettische Umweltministerium die Inspekteure vor Ort ein und geht auf Tauchstation - zu einer offiziellen Stellungnahme war bisher keine der zuständigen Stellen bereit.
Wer es selbst versuchen möchte:
Slitere Nationalpark / lettisches Umweltministerium / Baltic Green Belt /

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