Tomas Tranströmer ist der diesjährige Nobelpreisträger für Literatur. Ein Mann, der in Lettland nicht unbekannt ist und hier viele Freunde hat. Tranströmer ist auch ein Künstler, der die Bezeichnung "Ostseedichter" verdient hätte. Glücklicherweise sind Texte seiner "Östersjöar", geschrieben in den 70er Jahren, durch das Projekt "Baltic Sea Library" in mehreren ("Ostsee"-)Sprachen verfügbar.
Dass er auch ein Bewußtsein für die Nachbarn Schwedens an den übrigen Ostseeküsten hatte, zeigen vielleicht Zeilen wie diese:
Es handelt von Orten, wo die Bürger unter Kontrolle stehen,Dass er auch ein Bewußtsein für die Nachbarn Schwedens an den übrigen Ostseeküsten hatte, zeigen vielleicht Zeilen wie diese:
wo die Gedanken mit Notausgängen gebaut werden,
wo ein Gespräch unter Freunden wirklich zum Test wird für das, was Freundschaft bedeutet.
aus: "Östersjöar", übersetzt von Hanns Grössel
Auch die lettische Kulturszene reagiert sehr erfreut auf die Würdigung von Tranströmers Werk durch den Nobelpreis. Denn der Schwede war fast sein Leben lang befreundet mit einer der bekanntesten lettischen Schriftstellerinnen, Vizma Belševica, und er pflegte auch enge Kontakte zu einem anderen Veteranen der lettischen Literatur, Knuts Skujenieks. Schon in drei Wochen - so die bisherige Planung - plante Tranströmer einen Besuch in Lettland. Trotz des nach einem Schlaganfall gesundheitlich sehr angeschlagenen Gesundheitszustands ist der Besuch ein lang gehegter Wunsch des Schweden.
Im Mansards Verlag in Lettland ist Tranströmers Gedichtsammlung zu haben, übersetzt von Juris Kronbergs und Guntars Godiņš. Der Verlag schreibt in seiner Presseinfo zu diesem Buch: "Als 1998 die schwedische Gemeinde Västerås beschloss einen Literaturpreis zu schaffen, der herausragenden Dichterpersönlichkeiten im Ostseeraum zuerkannt werden sollte, da waren Vizma Belševica und Knuts Skujenieks die ersten Preisträger. Auf die Frage, was die Dichtersprache von anderen Sprachen unterscheide, antwortete Tranströmer damals: 'Die Dichte. Gedichte sind, unter anderem, die verdichtetste Art Informationen mitzuteilen. Trugbilder, Intuitionen, Erinnerungen, Standpunkte - dort ist das alles.' " (in Västerås lebte Tranströmer 35 Jahre lang, und die Stadt zeigt sich in einer Pressemitteilung ebenfalls sehr stolz auf den Preisträger).
In Lettland wird nun gebangt, dass weder Tranströmers angeschlagene Gesundheit, noch die mit der Preisverleihung zusammenhängenden Prozeduren seinen geplanten Lettland-Besuch verhindern. Bekannt ist die große Verbundenheit des Nobelpreisträgers zu einigen Plätzen in Lettland, wie zum Beispiel Jūrmala. Bereits im Jahre 1970 besuchte der Schwede erstmals Lettland - seine lettischen Gesprächspartner von damals (Belševica, Skujenieks) bezeichnen das in der Rückschau als "konspiratives Treffen". Tranströmer selbst schrieb damals in einem Brief an einen Freund in den USA: "Mein Übersetzer [Zigurds Elsbergs, mit Vizma Belševica verheiratet] war nicht darauf vorbereitet mit den Strukturen der Machthaber zusammenzuarbeiten, daher kündigte er seine Arbeit und spielt jetzt Geige in einem Orchester."
Tomas Tranströmer in der "Baltic Sea Library"
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