Die lettische Hauptstadt Riga fällt oft vielen Besuchern nur durch Verkehrsstaus und Lärm im Innenstadtbereich auf - vor wenigen Wochen noch überlegte der Stadtrat, vielleicht auch Motorboote und weiteres Showbizz auf dem Stadtkanal zuzulassen.
Doch es gibt auch anderes. Wie Agnis Kalnkaziņš, Direktor der Agentur "Rīgas dārzi un parki" (Riga Gärten und Parks) jetzt mitteilte, gibt es auf der gesamten Länge des Stadtkanals niedliche Tierchen, die gewöhnlich durch ihr ausgeprägtes Bedürfnis bekannt sind, alles anzunagen: Biber.
Ob nahe der Oper, oder am Kongress- haus: es gibt nicht nur Biber mitten in Riga, nein, sie vermehren sich auch kräftig!
Müssen jetzt die romantischen Bootfahrer(innen) fürchten, ein Loch ins Holz genagt zu bekommen? Nun, immerhin, inzwischen gibt es ein "Expertenkommittee", einberufen von der zuständigen (oben genannten) städtischen Agentur, die ich über bekämpfungsmaßnahmen ernsthaft Gedanken macht. Im Hauptberuf sind diese Experten was? Richtig, sie sind Jäger.
Nun, das haben Rigas Biber inzwischen also immerhin geschafft: über Jagdregelungen, Schutzbestimmungen und Ähnliches muss wohl kaum eine deutsche Großstadt Expert/innen zusammenrufen. In Rigas Medien ist es dagegen regelmäßig immer mal wieder Thema. "Bei der nächsten Sitzung des Umweltausschusses werden die Biber auf der Tagesordnung stehen", verrät Kalnkaziņš der Tageszeitung DIENA. "Alles, was geeignet ist zu verhindern, dass sie nicht Bäume zerstören, ist uns willkommen."
Bei DIENA ist außerdem zu lesen, dass im Herbst 2007 die Bäume entlang des Stadtkanals mit Rinderblut eingeschmiert wurden, um Biber abzuhalten. Denn Jäger, die in der Innenstadt mit dem Gewehr auf der Lauer liegen müssen, will niemand. Zumindest im Kronvald-Park haben sich die Zuständigen des städtischen Umweltkomitees inzwischen mit den Nagetierchen abgefunden und festgestellt, dass die Biber "vom Meer her kommen", also von den Verbindungskanälen zur Daugavamündung. Im gesamten Stadtgebiet von Riga wird die Population von Castor fiber inzwischen auf 120 Exemplare geschätzt. "Die Jagd auf Biber ist in Lettland inzwischen nicht mehr so populär," gibt selbst Direktor Kalnkaziņš zu. Na wenigstens das - wenn man schon Rinderblut schlecken muss ....
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