Die lettische Filmindustrie hätte ein paar gute Produktionen verdient gehabt - nicht nur zu Gunsten der kriselnden Filmproduktion und arbeitsloser Beleuchter, Ausstatter und Kabelträger. Zumal wenn Filme mit historischen Hintergründen arbeiten, und zu hoffen wäre die Zuschauer könnten durch eine gut gemachte lettische Filmemachersicht auch ein wenig besser die Mentalität und die Perspektive des anderen Landes verstehen lernen.
"Tanz zu dritt" (Dancis pa trim) heißt ein Film, der gerade in den lettischen Kinos läuft. Regisseur Arvīds Krievs, Jahrgang 44, der seine Ausbildung in den 70er Jahren am Moskauer Filminstitut machte, lässt sich seitdem gern zur Dokumentarfilmelite der Rigaer Filmstudio zählen. Sein neuestes Werk "Tanz zu dritt" sei ein Antikriegsfilm, meinte der Regisseur gegenüber dem lettischen Nachrichtenportal Delfi.Spätestens hier besteht Grund genug, aufmerksam zu werden. Die die im Film dargestellten Protagonisten sind vor allem Letten und Deutsche.
Eigentlich könnte die Filmhandlung so beschrieben werden:
Lettland 1944. Zu Zeiten der Besetzung durch Nazideutschland muss die lettische Bauerstochter Eva erleben, wie Alfrēds, der um ihre Hand anhält, sich der Gruppierung des lettischen Generals Jānis Kureļis anschließt, die für die Wiederherstellung eines unabhängigen Lettland auch gegen die Deutschen kämpft. Alfrēds wird verhaftet, zum Tode verurteilt und in einer Kaserne der Deutschen gefangen gehalten. Eva beschließt dorthin zu gehen und um seine Freilassung zu bitten und trifft dort auf den deutschen Hauptmann Günther (Ginters), der sich Sandras Gunst durch Vergünstigungen für Alfrēds einhandeln möchte.
Eine Frau zwischen zwei Männern - so das vorgegebene Thema der Romanvorlage, die von
Valdemārs Kārkliņš stammt ("Tikai mīlestība" - Nur die Liebe). Kārkliņš, der in Lettland vor allem als Literaturübersetzer tätig gewesen war, landete nach dem Krieg in verschiedenen Lagern in Deutschland, zuletzt in Esslingen am Neckar. Erst hier debütierte er mit "Dievas Zeme" (Land Gottes) mit seinem ersten eigenen literarischen Werk und wird in Lettland demzufolge als "Exilschriftsteller" klassifiziert. Später ging er in die USA, wo er 1964 starb. "Tikai mīlestība" stammt aus dem Jahre 1959.
"Tanz zu dritt" (Dancis pa trim) heißt ein Film, der gerade in den lettischen Kinos läuft. Regisseur Arvīds Krievs, Jahrgang 44, der seine Ausbildung in den 70er Jahren am Moskauer Filminstitut machte, lässt sich seitdem gern zur Dokumentarfilmelite der Rigaer Filmstudio zählen. Sein neuestes Werk "Tanz zu dritt" sei ein Antikriegsfilm, meinte der Regisseur gegenüber dem lettischen Nachrichtenportal Delfi.Spätestens hier besteht Grund genug, aufmerksam zu werden. Die die im Film dargestellten Protagonisten sind vor allem Letten und Deutsche.
Eigentlich könnte die Filmhandlung so beschrieben werden:
Lettland 1944. Zu Zeiten der Besetzung durch Nazideutschland muss die lettische Bauerstochter Eva erleben, wie Alfrēds, der um ihre Hand anhält, sich der Gruppierung des lettischen Generals Jānis Kureļis anschließt, die für die Wiederherstellung eines unabhängigen Lettland auch gegen die Deutschen kämpft. Alfrēds wird verhaftet, zum Tode verurteilt und in einer Kaserne der Deutschen gefangen gehalten. Eva beschließt dorthin zu gehen und um seine Freilassung zu bitten und trifft dort auf den deutschen Hauptmann Günther (Ginters), der sich Sandras Gunst durch Vergünstigungen für Alfrēds einhandeln möchte.
Offenbar begrenzte Budgetmittel: auch die Anlagen des Freilichtmuseums Ventspils kommen im Film zum Einsatz |
Valdemārs Kārkliņš stammt ("Tikai mīlestība" - Nur die Liebe). Kārkliņš, der in Lettland vor allem als Literaturübersetzer tätig gewesen war, landete nach dem Krieg in verschiedenen Lagern in Deutschland, zuletzt in Esslingen am Neckar. Erst hier debütierte er mit "Dievas Zeme" (Land Gottes) mit seinem ersten eigenen literarischen Werk und wird in Lettland demzufolge als "Exilschriftsteller" klassifiziert. Später ging er in die USA, wo er 1964 starb. "Tikai mīlestība" stammt aus dem Jahre 1959.
Aus lettischer Sicht ist "Dancis pa trim" vor allem der letzte Film in dem der populäre kürzlich verstorbene Musiker, Sänger und Liedermacher Mārtiņš Freimanis eine Hauptrolle spielt. Möglicherweise wird der Film also vor allem unter dem Kriterium "wie gut spielt Mārtiņš?" gesehen (es gibt noch drei weitere Musiker-Schauspieler in diesem Film). Das ist aber für die schwierige Thematik eindeutig zu kurz gegriffen.
Freimanis spielt gleich zwei verschiedene Rollen: einen Nazi-Oberst und gleichzeitig den Enkel, der in der Zeitebene der Gegenwart versucht die Geschehnisse der Vergangenheit herauszufinden.
Warum enttäuscht der Film so stark, obwohl der Stoff doch so spannend sein könnte? Ich wäre gespannt ein Urteil dazu auch von lettischen Kinogängern zu hören. Für Deutsche bleibt es in diesem Film unverständlich, wie deutsche Nazis dargestellt werden: tollpatschig, mal unbeherrscht herumschreiend, mal mit Schoßhündchen, mal in schlecht sitzenden Uniformen. Ein Diener mit ständigem Durchfall, herumstolpernde Wachen, Marschmusik als Freizeitbeschäftigung. War der Krieg wirklich so lustig? Jeder Deutsche würde es verstehen, wenn ein lettischer Film zeigen würde, wie wenig witzig gerade dieser Krieg für Lettland war. Statt dessen wird in "Dancis pa trim" auch noch die Not offensichtlich, irgendwie die größere Anzahl deutsche Protagonisten mit Darstellern belegen zu müssen. Einer der negativen Höhepunkte: Dichtergeist Matthias Knoll als SS-Führer und Massenmörder Friedrich Jeckeln. Der feingliedrige Dichter übt Marschieren, und haucht seine Untergebenen mit dem "furchterregenden" Satz an: "Ihr marschiert ja wie die Kühe!" Im weiteren Verlauf wird Knolls Stimme noch bei weiteren Protagonisten aus dem Off eingespielt, da dem Filmemacher dies offenbar einfacher erschien als den Schauspielern drei Sätze auf Deutsch beizubringen. Billig.
Nein, wer Schrecken nicht als schrecklich darstellt, und Schicksal nicht als schicksalhaft, dem geht sogar die Liebesgeschichte unter. Die Charaktäre wirken seltsam flach, Gefühle unecht. Alles wirkt wie künstlich zurechtgelegt. Eine Frau zwischen zwei Männern? Die Hauptdarstellerin (Kristīne Nevarauska) mit ihren künstlich fixierten Haaren wirkt eher einer Zeit vor dem 1.Weltkrieg entsprungen, Oldtimer fahren immer frisch geputzt durch den Film - nichts ist Leidenschaft, nichts schmeckt nach Krieg. Der Film wird nicht besser, wenn die Klischees deutlicher werden. Die Szenen flackern hin und her, die Handlung bleibt irgendwo zwischen steifer Komik und konstruierter lettisierter Geschichte stehen. Steht es um lettische Filme so schlecht? Vielleicht muss gerade deshalb dieser Film empfohlen werden: Leute, seht ihn euch an und entscheidet dann - am besten mit Freunden und Bekannten aus Lettland gemeinsam - ob es um das deutsch-lettische Verständnis wirklich so schlecht steht. Der Autor im Interview: "Ich hoffe dass der Film vielen gefallen wird. Einigen wird er nicht gefallen, wie immer." Nein, Herr Regisseur, so einfach ist es nicht. Interessiert an Vergangenheit und Zukunft dieses schönen Landes Lettland gebe ich mich nicht damit zufrieden, dass Lettinnen und Letten mit derart mittelmäßigen Filmen zufrieden sein sollen, nur weil ihnen ein bekannter Musiker und eine hygienisch schön gewaschene lettische Geschichtsversion vorgesetzt werden (und weil darauf gebaut wird dass die Kinogänger kein Deutsch verstehen?). Da wirkt auch die Erklärung schwach, dass die Dreharbeiten sich wegen finanzieller Schwierigkeiten auf über 5 Jahre erstreckten. Ein Anti-Kriegsfilm? Nein, ein Film während dessen sich irgend etwas im Inneren sträubt: kann das Missverständnis deutsch-lettischer Phasen der Geschichte so groß sein? Wer das hier aus lettischer Sicht als gut verfilmte Geschichte versteht, der sollte doch bitte entweder seine Deutschkenntnisse verbessern oder sich ein paar reale menschliche Kontakte in Deutschland zum intensiveren Meinungsaustausch suchen.
Homepage zum Film
Filmkritik eines lettischen Kinofans
Warum enttäuscht der Film so stark, obwohl der Stoff doch so spannend sein könnte? Ich wäre gespannt ein Urteil dazu auch von lettischen Kinogängern zu hören. Für Deutsche bleibt es in diesem Film unverständlich, wie deutsche Nazis dargestellt werden: tollpatschig, mal unbeherrscht herumschreiend, mal mit Schoßhündchen, mal in schlecht sitzenden Uniformen. Ein Diener mit ständigem Durchfall, herumstolpernde Wachen, Marschmusik als Freizeitbeschäftigung. War der Krieg wirklich so lustig? Jeder Deutsche würde es verstehen, wenn ein lettischer Film zeigen würde, wie wenig witzig gerade dieser Krieg für Lettland war. Statt dessen wird in "Dancis pa trim" auch noch die Not offensichtlich, irgendwie die größere Anzahl deutsche Protagonisten mit Darstellern belegen zu müssen. Einer der negativen Höhepunkte: Dichtergeist Matthias Knoll als SS-Führer und Massenmörder Friedrich Jeckeln. Der feingliedrige Dichter übt Marschieren, und haucht seine Untergebenen mit dem "furchterregenden" Satz an: "Ihr marschiert ja wie die Kühe!" Im weiteren Verlauf wird Knolls Stimme noch bei weiteren Protagonisten aus dem Off eingespielt, da dem Filmemacher dies offenbar einfacher erschien als den Schauspielern drei Sätze auf Deutsch beizubringen. Billig.
Nein, wer Schrecken nicht als schrecklich darstellt, und Schicksal nicht als schicksalhaft, dem geht sogar die Liebesgeschichte unter. Die Charaktäre wirken seltsam flach, Gefühle unecht. Alles wirkt wie künstlich zurechtgelegt. Eine Frau zwischen zwei Männern? Die Hauptdarstellerin (Kristīne Nevarauska) mit ihren künstlich fixierten Haaren wirkt eher einer Zeit vor dem 1.Weltkrieg entsprungen, Oldtimer fahren immer frisch geputzt durch den Film - nichts ist Leidenschaft, nichts schmeckt nach Krieg. Der Film wird nicht besser, wenn die Klischees deutlicher werden. Die Szenen flackern hin und her, die Handlung bleibt irgendwo zwischen steifer Komik und konstruierter lettisierter Geschichte stehen. Steht es um lettische Filme so schlecht? Vielleicht muss gerade deshalb dieser Film empfohlen werden: Leute, seht ihn euch an und entscheidet dann - am besten mit Freunden und Bekannten aus Lettland gemeinsam - ob es um das deutsch-lettische Verständnis wirklich so schlecht steht. Der Autor im Interview: "Ich hoffe dass der Film vielen gefallen wird. Einigen wird er nicht gefallen, wie immer." Nein, Herr Regisseur, so einfach ist es nicht. Interessiert an Vergangenheit und Zukunft dieses schönen Landes Lettland gebe ich mich nicht damit zufrieden, dass Lettinnen und Letten mit derart mittelmäßigen Filmen zufrieden sein sollen, nur weil ihnen ein bekannter Musiker und eine hygienisch schön gewaschene lettische Geschichtsversion vorgesetzt werden (und weil darauf gebaut wird dass die Kinogänger kein Deutsch verstehen?). Da wirkt auch die Erklärung schwach, dass die Dreharbeiten sich wegen finanzieller Schwierigkeiten auf über 5 Jahre erstreckten. Ein Anti-Kriegsfilm? Nein, ein Film während dessen sich irgend etwas im Inneren sträubt: kann das Missverständnis deutsch-lettischer Phasen der Geschichte so groß sein? Wer das hier aus lettischer Sicht als gut verfilmte Geschichte versteht, der sollte doch bitte entweder seine Deutschkenntnisse verbessern oder sich ein paar reale menschliche Kontakte in Deutschland zum intensiveren Meinungsaustausch suchen.
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Filmkritik eines lettischen Kinofans
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