![]() |
Jeder hat den besten Vater - wenigstens am Vatertag ... |
Dazu kommt auch noch, dass "Mammamuntetiem" inzwischen auch eine eigene Organisation gegründet hat. Sie nennt sich “Vecāku organizācija mammām un tētiem” (Elternverein für Mamas und Väter) und Inga Akmentiņa-Smildziņa ist die Vorsitzende: Mutter dreier Kinder - allein dadurch offenbar schon "Familienexpertin". Man wolle "anderen Familien zu Glück und Harmonie verhelfen", heißt es. Gleich drei Mitglieder im Vorstand tragen den Nachnamen "Smildziņš" - also auch hier gilt offenbar ein gewisses "Familienprinzip".
Harmonie als oberstes Ziel
Dieses "Papafestival", mit Hilfe eines Schnurrbarts als Logo, hat sich inzwischen zu einem Event mit zumindest einigen Hundert Besucherinnen und Besuchern entwickelt. Auch beim "Vatertag" am 14. September 2025 wird es wieder einen festlichem Umzug, ein Musikfestival und einer Vielzahl von Spielen im Park unter freiem Himmel geben - bei freiem Eintritt. Unter dem Motto "Ich bin stolz ein Vater zu sein" wird der Tag in Riga bereits zum 12.Mal in größerem Umfang gefeiert. Und dieses Jahr verschenkt die staatliche Forstbehörde an 100 Väter je einen kleinen Eichenbaum.Vorher wird auch diskutiert: bei der "Tēvu sapulce" ("Väterversammlung"), die auch online im Internet mitzuverfolgen ist, geht es um die Rolle der Väter bei der Kindererziehung, die Arbeitsteilung in der Familie und bei der Hausarbeit, und um ähnliche Themen. Als "Experten" holen sich die Organisatoren bekannte Väter aufs Podium: Sportler, Schauspieler, Musiker, aber auch Psychiater und Sozialarbeiter.
Auch Resultate von Umfragen werden in die Diskussion einbezogen. So gaben 31% der befragten Väter an, sich jeden Tag auch mit Hausarbeit zu beschäftigen. 59% gaben zu, weniger als die Mutter damit zu tun zu haben. Wenig verwunderlich vielleicht, dass "zu Hause etwas reparieren" bei 88% die beliebteste Beschäftigung ist. 85% bringen die Mülltonne raus, 73% räumen die Spülmaschine ein, und immerhin fast die Hälfte der befragten lettischen Väter kann auch kochen. Allerdings: wird das Kind krank, bleibt meist doch die Mama zu Hause (medicine.lv).
Paar-Strategie
Unter genauer Beobachtung der Väter und Mütter ist offenbar alles, was in den staatlichen Schulen geschieht. Viele kleine Schulen in Lettland müssen geschlossen werden, das Lehrpersonal verlangt bessere Bezahlung. Und für den Sommer wünsche man sich mehr Festivals, an denen auch Familien mit Kindern ohne Bedenken teilnehmen können.
Auch von "Geburtenstrategie" ist bei "Mammamuntetiem" die Rede, am liebsten gleich für "ganz Lettland". Dabei wird zunächst anerkannt, dass sich das Rollenverständnis von Frauen wie Männern, ebenso wie das Verständnis von Paarbeziehungen in Lettland geändert haben: in Umfragen sehen nur noch 21% der Männer die eigene Rolle vor allen darin, dass "es der Familie nicht an Geld fehlt". Nicht alle Frauen wollen Mutter werden, und Männer nehmen verstärkt die eigene Verantwortung für die Kindererziehung wahr - aber in 97% aller Familien kümmert sich vor allem die Frau um die Kinder. Die in der "Strategie" erwähnten "Lösungsvorschläge" wirken eher wie ein bunter Blumenstrauß: von Steuererleichterungen für Familien über mehr Kindergartenplätze bis zur Vier-Tage-Arbeitswoche.
Dem guten Vater
Den Vatertag in Lettland im September zu feiern, das wird der Initiative von Baptistenpfarrer Ainars Baštiks aus dem Jahr 2009 zugeschrieben, als er auch als Minister für Kinder und Familien zuständig war (dzirkstele / youtube).Aber gewalttätige Ehemänner und solche, die sich nicht um ihre Familie kümmern, müsse man ja nicht auch noch feiern - so die Gegenargumente zunächst. Daher wird der Tag inzwischen als Einladung verstanden, die fürsorglichen Väter zu sehen und denen zu danken, die sich um ihre Kinder kümmern und an ihrer persönlichen Entwicklung teilhaben. Baštiks Argumentation berief sich allerdings auch auf eine "gottgegebene Ordnung", der zufolge an die eine Hand eines Kindes die Mutter, an die andere der Vater gehöre.
Da müssen wir vielleicht kurz an die lettische Verfassung denken, wo eine Ehe als Gemeinschaft zwischen Mann und Frau festgeschrieben ist. Aber bei diesem lettischen "Papa-Feiertag" ist ja darüber nicht mal etwas gesagt: ein Vater ist ein Vater, und hoffentlich ein guter Vater. Ob er verheiratet sein muss, darüber wird an diesem Tag nirgendwo etwas gesagt.
Viele naheliegender scheint zu sein, den Anlass kommerziell ausnutzen zu wollen: was schenke ich bloß Papa oder Opapa? (lieliskadavana / goody / Douglas / kruzes) Wir erinnern uns an das "Festtagsprogramm": Papa schenkt uns einen gemeinsamen Spaziergang, und einen vergnüglichen Tag im Stadtpark. So läufts zumindest in Riga (lsm).