Der liebe Kollege Māris
- so Bundesaussenminister Frank-Walter Steinmeier - darf nun innerhalb weniger Wochen gleich zum wiederholten Male zu einer Versammlung von Amtskollegen einladen. Am 22.Mai war es das "3 + 1"-Treffen: der estnische Aussenminister Urmas Paet, sein litauischer Kollege Petras Vaitiekunas, und Franks Walters aus Berlin reisten ins neu eingerichtete Gebäude des lettischen Aussenministerium an. Am 3.+4.Juni wird es der Ostseeratsgipfel sein.
Zu essen gab es bei der "kleinen Generalprobe" viel (kredenzt vom lettischen Starkoch Mārtiņš Rītiņš), Fragen gab es wenig. Das leicht mürrische Gesicht des Litauers Vaitiekunas verleitete auf der auf das Ministertreffen folgenden Pressekonferenz zur einzigen Frage: ob denn inzwischen in Atomfragen Einigkeit erzielt sei unter den Kollegen. Die diplomatische Routine brachte das jedoch kaum aus der Ruhe. Ein sinnvoller Energiemix sei nötig, so stimmte auch Sozialdemokrat und Atomausstiegsparteigänger Steinmeier zu.
Viel mehr Fragezeichen schien der im Maimonat ausgerufene deutsche Kulturmonat in Lettland aufzuwerfen. Steinmeiers Versuch, seinen Glückwunsch zur gelungenen Kulturparade im Wonnemonat auszusprechen, geriet erneut zum Kulturschock (vor allem sprachlich - wie schon beim Riga-Besuch von Kulturstaatsminster Neumann): von "Owatziehja" hatte leider in Riga noch nie jemand etwas gehört. Ein wenig Orts- und Sprachkenntnis könnte da helfen (mehr Lettisch-Sprachkurse in Deutschland!).
Dabei war "Oma-zieh-ma" gar nicht so erfolglos in Riga - aus lettischer Sicht. Vācija (Deutschland) war allumfassend präsent in Lettland im Monat Mai: von der Stipendiatenprämierung des deutsch-baltischen Hochschulkontors (mit begleitender Ausstellung "Letten sehen Deutschland"), über einer Reihe von Ausstellungen (Expressionismus aus Dortmund), bis hin zum lettlandweiten Deutschland-Motto bei der landesweiten "Nacht der Museen". Deutschland allüberall, verkündet fast täglich durch Fernsehen und Radio in Lettland - und das durchgehend positiv - das schafft wohl nur die Kultur.
Auf deutscher Seite fanden sowohl Harald Schmidt als auch Kabarett-Kollege Volker Pispers das Thema Lettland im Monat Mai erwähnenswert. Nein, nicht etwa weil "diese Balten" schon wieder beim Grand Prix vor Deutschland landeten (oder doch?). Pispers (in "Neues aus der Anstalt") erinnerte daran, dass noch vor 15 Jahren die meisten Deutschen Lettland eher mit Lappland oder Legoland gleichgesetzt haben - doch bei Schmidt wird Lettland immer noch schlicht mit einem dunklen Wald symbolisiert. Wenn er doch gewusst hätte, wo Deutschland und Lettland wirklich ähnliche Schlagzeilen schrieben in diesem Monat: beim Milch-Lieferboykott.
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