22. Juli 2015

School is out!

Auch in Lettland haben längst die großen Sommerferien begonnen - wer auch in den Ferien vom Gedanken an die Schule nicht lassen kann, der könnte sich ja mal das lettische "Schulrating" anschauen. Kein dubios betriebenes Internet-Portal ist dazu nötig, auch kein Einlassen auf kommerziell betriebene Seiten - in Lettland macht das der "Atis Kronvalds Fonds" (Stiftung Atis Kronvalds), eine gemeinnützigen Einrichtung. Dabei wird zwischen großen (mehr als 100 Schüler) und kleineres Schulen unterschieden, und es wird hier auch kein Internet-Bewertungssystem zur Verfügung gestellt, sondern neben einer Durchschnittsberechnung der Schulnoten sind sind "Olympiaden" die Grundlage, die auch landesweit ausgetragen werden. Keine Möglichkeit also für Schülerinen und Schüler, ihre eigenen Schulen zu bewerten, sondern pure Leistungstests.

"Schulolympiaden sind sehr populär unter den Schülern," - das behauptet zumindest die zuständige Behörde (National Center for Education). Ähnlich wie im Sport, werden auf internationaler Ebene errungene "Medaillen" gezählt. Lettische Sprache, Literatur, Informatik, Mathematik, Französisch, Deutsch, Geschichte, Chemie, Biologie, Physik, Ökonomie, Philosophie, Umwelt: alles Wissensgebiete für lettische Schülerolympiaden - für die Durchführung gibt es eigens gesetzliche Bestimmungen des Bildungsministeriums: das geht soweit, dass z.B. nur dunkelblaue oder schwarze Kugelschreiber genutzt werden dürfen. Auf internationaler Ebene nehmen lettische Schülerinnen und Schüler in den Bereichen Mathematik, Biologie, Physik, Chemie, Informatik, Geographie, Philosopie und Umweltschutz an entsprechenden Olympiaden teil. Bei der Durchführung der Deutscholympiaden hilft die Deutsche Botschaft, der Deutschlehrerverband und auch das Goetheinstitut.

Gern gesehene Schlagzeilen in der lettischen
Presse: Schüler als Olympiade-Sieger
Viele Schulen werben inzwischen mit den Erfolgen ihrer Schüler bei Olympiaden. Das "Schulrating" jedenfalls summiert nur die Bestenlisten: so kann 2015 das 1.Gymnasium Riga erneut seinem Ruf gerecht werden und führt die Bestenliste auch in diesem Jahr bei den größeren Schulen an, gefolgt von der russischen Mittelschule in Daugavpils und dem Staatlichen Gymnasium in Sigulda. Die Sieger erhalten jedes Jahr die "große Eule" (Liela pūce). Bei den kleineren Schulen stehen gleich zwei Schulen aus Daugavpils vorne, gefolgt von einer Mittelschule aus Saldus.
Warten auf die Besten im
Schul-Rating: "große Eulen"
als "Wanderpokal"
Aber auch Schulen, die sich bei diesen "Bestenlisten" ganz unten wiederfinden, wie z.B. das Katholische Gymnasium in Riga, werben mit dem, was sie haben: wenigstens ein paar Mathematik-Sieger kann auch diese Schule aufbieten. Vor einigen Jahren machte gerade diese Schule aber andere Schlagzeilen: insgesamt 20 Lehrerinnen und Lehrer wollten die Privatschule aus Protest verlassen, weil die Schuldirektorin zu Schuljahrsbeginn plötzlich entlassen worden war - von Kardinal Pujats höchst selbst. Sogar die Schließung der Schule wurde in der Presse für möglich gehalten (Kas Jauns).

Was sind die besten Schulen in Lettland? Die Erfolgreichen bei den lettischen "Olympiaden" würden sicher antworten: "Unsere!"
"Die internationalen Schülerwettbewerbe gehen überwiegend auf Initiativen von ehemals sozialistischen Ländern mittelost- und Osteuropas zurück," schreibt Bildungsforscher Kurt A. Heller in seinem Buch 'Begabt sein in Deutschland', "weshalb sich auch der im dortigen Sprachgebrauch verwendete Begriff 'Olympiade' durchgesetzt hat." Er stellt fest, dass auch deutsche Teilnehmer im internationalen Maßstab respektabel abschneiden - es droht also zumindest keine neue "Pisa"-Diskussion. Lettische Schulen mögen sich weiter an "Olympiaden" orientieren - in Deutschland wird die Verschiedenartigkeit der Einschätzungen und Konzepte dazu allein schon durch die 16 Bundesländer gesichert sein.

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