6. September 2018

Weltliches, allzu weltliches

Schock für die Katholische Kirche Lettlands, kurz vor dem Papstbesuch: am 29. August wurden in Riga und Rēzekne drei Männer verhaftet. Sie sollen 60, 63 und 73 Jahre alt sein, darunter ein Geistlicher. Gleichzeitig fanden Hausdurchsuchungen statt, bei denen Daten von Videos und Fotos sichergestellt wurden. Der Vorwurf: Menschenhandel und sexuelle Gewaltanwendung durch Ausnutzung des Zustandes der Betroffenen. Als Opfer werden geistig Behinderte vermutet. Der Zugriff erfolgte durch eine Spezialabteilung der Polizei zur Bekämpfung organisierten Verbrechens (Organizētās noziedzības apkarošanas pārvaldes ONAP).

Der älteste der Festgenommenen ist ein katholischer Priester: Pāvels Zeiļa. Dieser ist zuständig für die Gemeinden im Regionalzentrum Rēzekne sowie Dukstigala und Prezma, kleinere Gemeindekirchen südlich davon. Zeiļa ist auch Vorsitzender des Vikariats der Marianer, einer römisch-katholischen Ordensgemeinschaft. Die Stadt Rēzekne verlieh Zeiļa 2005 sogar den Status eines Ehrenbürgers.


In einer Pressemitteilung gab die Katholische Kirche Lettlands bekannt, sie vertraue auf die Arbeit der Polizei und gehe selbstverständlich zunächst von der Unschuldvermutung aus, solange nicht ein Gericht anderes feststellen würde. Dainis Kašs, Vikar in Rēzekne und damit Kollege des Inhaftierten, zeigte sich gegenüber dem lettischen Fernsehen schockiert: "Ich kenne Probst Zeiļa schon 30 Jahre, immer nur im Guten. Nie etwas Unkorrektes, ich könnte mir das im Leben nicht vorstellen!" (lsm)

Das Besuchsprogramm von Papst Franziskus sieht vor, dass er nach seiner Ankunft am 22.September zunächst Vilnius und Kaunas in Litauen besucht, und am 24. September in Lettland erwartet wird. Per Helikopter soll er in Aglona einfliegen, 55km südlich von Rēzekne. Aglona gilt als Pilgerstätte der katholischen Kirche in Lettland.

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