2. April 2012

Eier-Business blüht zu Ostern

"5-10 Eier darf man mit ruhigem Gewissen an den beiden Ostertagen essen, ohne gesundheitliche Probleme zu bekommen", so Zigurds Zariņš, Dozent an der Stradiņa-Universität in Riga, extra bemüht für die Tageszeitung "Latvijas Avize". Wo in deutschen Medien gelegentlich von "Eierknappheit durch neue EU-Bestimmungen für Käfighaltung" zu lesen war, heißt es hier lediglich: es zeigen sich zwar noch keine Frühlingsblumen, aber das Eier-Ostergeschäft blüht!

Der statistische Pro-Kopf-Eierverbrauch in Lettland, so heißt es, stagniert, und liegt derzeit bei 200 Stück pro Jahr (in Deutschland z.Zt. 214, siehe "Agrar heute"). Wenn anderswo aber die Eier knapp werden, steigen die Exportmöglichkeiten für diejenigen, die rechtzeitig gemäß neuer EU-Richtlinien zu produzieren begonnen haben. Auch wer in Lettland im Supermarkt Eier einkauft, hat mit großer Wahrscheinlichkeit Produkte des "Balticovo"-Konzerns in Händen, dem größten Eierproduzenten Nordeuropas (knapp 2 Millionen Legehennen zusammen, 1,5 Millionen Eier pro Tag). Bei nur 180 Beschäftigten ein lohnendes Geschäft. Laut eigenen Angaben deckt diese eine Firma 95% der Eierversorgung Lettlands ab, auch nach Deutschland wird exportiert.
Und nicht nur große, auch zahlenmäßig kleinere private Eierproduzenten liefern Eier an die Großeinkäufer. Wenn "Balticovo"-Vorstandsvorsitzender Arnis Veinbergs gegenüber lettischen Medien erklärt, vor Ostern würde sich der Eierabsatz verdoppeln, dann ist klar welche Wichtigkeit die eifrigen Eierbemaler für den Monopolisten haben. Ziehen Lettinnen und Letten gewöhnlich das braue Ei vor, so werden aber immer zu Ostern gerade weiße Eier verlangt. Die meisten dieser weißen Eier müssen momentan importiert werden. "Aber nächstes Jahr werden wir diesen Bedarf in Lettland vor Ort produzieren können," verspricht Veinbergs (Latvijas Avize 2.4.12).

Bezüglich Kommentaren zu den lettischen Eierpreisen äußert sich Konzernchef Veinbergs vorsichtiger. Mit bis zu 40% Preisanstieg müsse in der Osterwoche gerechnet werden. Das erklärt "Balticovo" aber nicht mit der eigenen marktbeherrschenden Monopolstellung, sondern - fast hätten wirs vermuten können - mit den erhöhten Anforderungen durch die EU-Bestimmungen und den nötigen Investitionen. Die notwendigen Baumaßnahmen würden sich erst im Laufe von 8 Jahren amortisieren, schätzen lettische Landwirtschaftsexperten. Im März lagen die lettischen Eierpreise im Durchschitt bei etwa einem Lat (1,43 Euro) pro Zehnerpack. Einer der bis dahin größten Konkurrenten, das Landwirtschaftszentrum „Mārupe“ (Mārupes lauksaimniecības centrs) hatte Anfang 2011 Zahlungsunfähigkeit anmelden nüssen (NRA 16.2.11). Die dortigen Betreiber hatten den Bankrott mit Billigangeboten auf dem lettischen Markt erklärt: "mit Eierpreisen von 0,49 Lat für 10 Stück können wir bei den gestiegenen Energiekosten nicht mithalten", so ein Sprecher des ehemaligen "Balticovo"-Konkurrenten damals.
Eierproduktion bei "Balticovo" (Abbildung
von der firmeneigenen Webseite)
Nach Angaben von Ingūna Gulbe vom lettischen landwirtschaftlichen Marktförderungszentrum (s.Latvijas Avize) sind insgesamt 14 Unternehmen in Lettland registriert die Eierproduktion betreiben. Es gibt verschiedene Haltungsformen: 6 betreiben Freilandhaltung, 2 halten die Tiere in Hühnerställen, 6 in Käfigen, und ein Betrieb produziert nach ökologisch anerkannten Qualitätskriterien. Zwei Betriebe haben die Produktion momentan unterbrochen. Die Markttendenzen fallen gegenwärtig so aus, dass im Jahr 2010 der Export von Eiern in andere Länder um 14,1% gesunken war, während der Import um 19,5% anstieg - dennoch übersteigt der Export den Import immer noch um das 2,5fache. Die verschiedenen Haltungsformen täuschen nur kurzzeitig darüber hinweg, dass rein zahlenmäßig über 95% der in Lettland verkauften Eier aus Käfighaltung stammen - auch dank dem "Balticovo"-Monopol (siehe Statistik des lettischen Verbands der Geflügelhalter).

Wie viele Lettinnen und Letten noch Hühner im eigenen Garten halten, darüber sind leider keine Zahlen bekannt. Aber zunehmend werden "Landeier" gekauft, unter Vermeidung der Eier aus "Massenproduktion". Es gibt bereits Eierproduzenten die damit werben, ihre Hühner zur Steigerung der Warenqualität mit Leinsamen zu füttern. Auch solche Landeier, machmal direkt "ab Hof" verkauft, sind schon ab etwa 12 Santimes (17 EuroCent) zu haben.

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