1. Oktober 2010

Hohe Kindersterblichkeit

Das lettische Radio berichtete jüngst, daß Lettland sich vor der Sowjetrepublik mit der geringsten Kindersterblichkeit zu dem Staat mit der höchsten innerhalb der EU entwickelt hat. Das sehen Wissenschaftler vor allem vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung kritisch, denn es werden sowieso weniger Kinder geboren als alte Menschen sterben. Man sorgt sich um die Zukunft des Landes. Experten erklären, daß die Kindersterblichkeit so etwas wie die Visitenkarte eines Landes ist und auf Schwächen im Gesundheits-, Sozial- und Bildungssystem hinweisen. Als vor einigen Jahren das sogenannte Muttereinkommen ein gutes Einkommen sicherte, stieg die Geburtenrate und sank die Kinderstreblichkeit, doch seit der Krise steigt sie erneut. In der Tat haben junge Familien derzeit mehr Probleme, ihre Gesundheit finanziell abzusichern; viele können sich den Gang zum Arzt einfach nicht leisten. Schon vor einiger Zeit wurde berichtet, daß mehr und mehr Menschen erst dann zum Arzt gehen, wenn sie es der Beschwerden wegen nicht mehr aushalten. Lebensrettende Maßnahmen sind in Lettland kostenlos. Dann aber, so erklärten Mediziner, koste die Behandlung im Grunde mehr, als wenn der Patient viel früher einen Arzt aufsuchen würde. Eine weitere Folge der Krise ist die höhere Arbeitsbelastung der Eltern, die eine konsequente Beaufsichtigung der Kinder verhindert. Und so sind Unfälle ebenfalls eine sehr häufige Todesursache bei Kindern.


Die Ökonomin Raita Karnīte wiederum weist darauf hin, daß die Entwicklungsplanung der Behörden bereits die demographische Entwicklung und damit den Rückgang der Einwohnerzahlen mit berücksichtige. Doch ein Land könne ohne Einwohner nicht existieren, so Karnīte.


Der Beitrag des lettischen Radios schloß mit dem statistischen Hinweis, daß der Lebensstandard in dichter bevölkerten Staaten der Statistik nach höher sei. Dieser Kommentar läßt eine Bewertung der Schwierigkeiten vermissen, mit denen dicht besiedelte Länder und Gesellschaften kämpfen wie auch den Umstand, daß es zahlreiche Wohlstandsstaaten mit sehr dünner Besiedlung gibt.

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