13. November 2007

Auf'm Bau in Lettland - damit die Kohle stimmt

Genau 4037 "Gastarbeiter" sind in Lettland offiziell registriert. Wenig überraschend, dass neben 889 Russen auch 676 Männer und Frauen aus der Ukraine, 590 aus Moldawien, und 275 aus Weißrussland in Lettland arbeiten. Sandra Valtere, langjährige Mitarbeiterin des ZDF in Riga, entdeckte jetzt im Rahmen einer Reportage für die lettische Tageszeitung DIENA auch 41 Arbeiter aus Deutschland in Riga.

"Wir sind leicht zu finden: dort hinten, hinter der Siemens-Eishalle, dort wo die Fahne von Dynamo Dresden hängt", erzählen die deutschen Bauarbeiter der lettischen Reporterin. Auch sächsisch wird hier gesprochen, das hören auch lettische Ohren heraus. Saliena, südwestlich von Riga gelegen, wirbt mit dem Bau von Reihenhäusern direkt am Waldrand. 111 solcher Häuser soll die Firma CWS mit Sitz in Cottbus bis 2009 fertiggestellt haben.

"Alles ist sehr gut organisiert hier," loben die deutschen Gastarbeiter sogar die lettischen Verhältnisse. CWS ist seit 14 Jahren als Bauträger und Projektentwickler tätig, vor allem im Osten Deutschlands. "Gerade bei uns in Ostdeutschland gibt es viel Arbeitslosigkeit, und wir gehen natürlich da hin, wo wir mehr verdienen können" - so sehen es die Arbeiter. "Und warum kaufen so viele Letten BMW oder Mercedes? Die Antwort ist doch: es ist die Qualität, die es ausmacht."

Offensichtlich ist Lettland mit ostdeutschem Lohnniveau konkurrenzfähig, so schlußfolgert die lettische Journalistin. Aber auf ihre Fragen nach der genauen Höhe des Arbeitslohns geben die Befroffenen dann doch lieber keine Antwort. Als Unterkünfte stehen Bauwagen bereit, und die Nähe zu Riga gibt den deutschen Gästen offensichtlich das Gefühl, doch nicht ganz so weit weg vom zivilisierten Europa zu sein. Die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist zwar gesunken, aber alle Arbeitslose zusammen sind immer noch mehr Menschen als Estland und Lettland zusammen Einwohner hat, so die Rechnung in Sandra Valteres Bericht. Der lettische Manager des Bauprojekts antwortet mutig: "Ja, klar sind deutsche Arbeitskräfte teuer. Aber auch der Lebensstandard hier in Lettland ändert sich, und unsere Kunden verlangen Qualität, die können wir von den Deutschen lernen."

CWS ist diesem Bericht zufolge die erste deutsche Firma, die Häuser in Lettland baut. Allen Käufern der Häuser bietet die Maklerfirma wird ein "100-Lat-Gutschein" - unter anderem zur Nutzung der Golfplätze in der unmittelbaren Nähe. "Vācu arhitekti, vācu būvnieki un vācu kvalitāte" so der Werbespruch. Oder, für die Investoren in Englisch: "Latvia - promising and profitable." - "Die Leute hier arbeiten hart, sind gebildet, global orientiert und wollen ihr Leben genießen"- so die CWS-Lettland-Kunde für Geldanleger.
Vielleicht geht es auch schlicht um "Claim abstecken": wer zuerst kommt, locht zuerst.

Sandra Valteres Bericht (lett.)

Homepage Saliena hier und auch hier

Bericht bei Apollo.lv über das Neubaudorf Saliena (lett.)

Infos bei Jaunie Projekti (lett.)

Ausführlicher Bericht bei TirgusDiena (lett.)

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